„Es
ist wie Detektiv spielen“
Hubert Kersting über sein Hobby, die
Erforschung der Familiengeschichte
Nordkirchen. Geschichte hat Hubert Kersting schon immer
interessiert. Hinzu kamen ein Vater mit einem guten Gedächtnis, die Idee,
einen VHS-Kurs zum Thema Ahnenforschung zu belegen, unzählige begleitende
Bücher und natürlich eine gehörige Portion Ehrgeiz. Fertig ist das Hobby
des 59-Jährigen: die Erforschung seiner Familiengeschichte.
„Es
ist ein bisschen wie Detektiv spielen“, erzählt Kersting. Zunächst bedürfe
es eines Ansatzes, danach sei vieles eine Kleinigkeit. Eine ziemliche
Untertreibung ist jedoch dieser letzte Satz, wenn man betrachtet, was
Hubert Kersting neben seiner beruflichen Tätigkeit beim Landschaftsverband
Westfalen-Lippe so alles über seine Ahnen in Erfahrung gebracht hat.
Bis
1590 ist es ihm gelungen, die Familienzweige Erdmann (mütterlicherseits)
und Kersting (väterlicherseits) zurückzuverfolgen. Dazu durchforstete er
Archive und Häuserverzeichnisse der Gemeinde, „durchackerte“ das
Bistumsarchiv in Münster und versuchte mit Hilfe dortiger Tauf-, Heirats-
und Sterbebücher, Lücken in der Familienchronik zu schließen.
Nicht einfach zu
entziffern
Nicht
immer sei es einfach gewesen, zu entziffern, was Leute vor 300 Jahren
geschrieben haben, Abkürzungen oder Verweise zu verstehen. „Der ein oder
andere Pastor hatte durchaus eine Klaue“, erzählt der Hobbyforscher.
Eins
zu eins hat er viele Dokumente zunächst abgeschrieben und die Erkenntnisse
danach in den Computer eingegeben. Im Umgang mit den bestehenden
Computerprogrammen zur Ahnenforschung kamen dem gelernten
Anwendungsentwickler seine PC-Kenntnisse zugute. Auf einer eigenen Homepage
gibt Kersting Tipps zur Ahnenforschung.
„Das
war doch schon sehr zeitaufwendig“, sagt Kersting mit einem Blick auf
mehrere vor ihm liegende Ordner, in denen die Familienstammbäume
aufgelistet sind. Zahlreiche Geschichten haben ihn auf seiner Spurensuche
gefesselt, spannende, erfreuliche, aber auch traurige. Ergriffen hat ihn so
das Schicksal seiner Urgroßmutter, die vor ihrem Ableben 10 ihrer 13 Kinder
beerdigen musste. Die Hauptarbeit sei aber nun getan, weitere Protagonisten
der Familiengeschichte leicht zu ergänzen. „Mich treibt aber auch die Frage
an, was hinter den ganzen Namen steckt“, kommt Hubert Kersting bereits der
Frage zuvor, ob seinem Hobby damit ein Ende gesetzt sei. Unzählige
Antworten gilt es noch zu finden.
Tonbandaufnahmen
Um
Vergangenes zu bewahren, hat der zweifache Familienvater bei seinem eigenen
Vater nachgefragt. In Interviews hat er dessen Erinnerungen sowohl auf
Tonband aufgenommen als auch durch einen speziellen Fragenkatalog
protokolliert.
Vor
13 Jahren hat unsere Zeitung schon einmal über das Hobby von Kersting
berichtet. Damals ,noch am Anfang seiner
Forschungen, ging er der Frage nach, warum ein gewisser Heinrich Kersting
1879 in Nordkirchen ertrunken sein könnte. An seiner damaligen Vermutung,
ein Sturz in den Schlossgraben könne das Unglück verursacht haben, hält er
heute allerdings nicht mehr fest. In der Zwischenzeit ist Hubert Kersting
auf einen Vermerk gestoßen, der belegt, dass zwar wirklich ein Sturz die
Ursache für den Todesfall gewesen sei – jedoch ein Sturz in den Teich eines
befreundeten Landwirts unter Alkoholeinfluss.
Und
genau solche Funde sind es, die Hubert Kersting an seinem Hobby solch einen
Spaß machen. Die Detektivarbeit hat sich gelohnt. Mit Eifer kann das
nächste Rätsel in Angriff genommen werden. Immer getreu seines Credos:
„Verschließe nie den Blick für die Vergangenheit, sonst hast du keinen
Blick für die Zukunft.“ Malte Bock
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